2013-02-28

EU: Menschenversuche für den Pharma-Profit



Die Pharmaindustrie gibt jährlich(!) mehr als 90 Mio. Euro für EU-Lobbying aus. Nun sollen Menschenversuche für die Pharmaindustrie erleichtert werden. Die EU betitelt dies als  “Harmonisierung bei Arzneimittelversuchen“.
Elektronikindustrie, Nahrungsmittel- und Wasserindustrie, Pharmaindustrie, …
Für die großen Konzerne ist die EU eine wahrhaftig segensreiche Einrichtung. Wo es vorher noch umständlich und aufwändig war in jedem einzelnen Land die richtigen Politiker und Ämter zu schmieren, hat man nun alle verantwortlichen Volks-ver-Treter auf einem Haufen versammelt. Was können 90 Millionen Euro (und das jährlich) allein von der Pharma da wohl bewirken?
Für Arzneimittelversuche mussten bisher vor allem Menschen in Afrika und Asien herhalten. Dank der EU dürfen auch wir bald unseren Beitrag leisten und die Wirtschaft tatkräftig unterstützen.

Die EU will Arzneimittelversuche am Menschen erleichtern, um so die Medizinindustrie zu fördern. Bisher von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt betreibt die EU-Kommission ein Gesetzgebungsverfahren, das die Standards bei der Arzneimittelforschung an Menschen aufweicht.
[Quelle]
Gegen Pläne der Kommission der Europäischen Union (EU) Arzneimittel­tests an Menschen zu erleichtern, protestiert die Bundesärztekammer (BÄK). „Um Fortschritt geht es gar nicht, es geht nur um die wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie“, sagte deren Präsident Frank Ulrich Montgomery [...]
Zugleich kritisierte er, dass der Schutz von Kindern und Menschen mit geistiger Behin­derung im Vergleich zum jetzigen Rechtszustand reduziert werden soll. „Das geht über­haupt nicht, da müssen wir massiv Widerstand leisten“, sagte Liese.
[Quelle]
Nun aber sollen Firmen, die Medikamente der Einfachheit halber an Menschen in Asien, Südamerika oder Russland testen, diesen künftig Schutz auf europäischem Niveau bieten. Wer seine Arznei auch in der EU zugelassen haben will, für den wird es unattraktiv, in „Niedrig-Schutz-Länder“ auszuweichen.
[Quelle]
TAZ:
Der Plan der EU-Kommission sieht mit Verweis auf „wissenschaftliche Interessen“ auch eine Absenkung der Standards für besonders schutzbedürftige Versuchspersonen vor, etwa Minderjährige oder Komapatienten: Unter bestimmten Voraussetzungen – etwa in Notfallsituationen – sollen diese künftig auch ohne Einwilligung ihrer Angehörigen in Studien einbezogen werden dürfen.
Auch der bislang vorgeschriebene „potentielle Eigennutzen“ für den Patienten kann im Zweifel hinter dem „erwarteten therapeutischen Vorteil und Nutzen für die öffentliche Gesundheit“ zurückstehen. [...]
[Quelle]


Abschließend eine interessante Doku von ARTE, die beleuchtet wie der Hase in Brüssel läuft:
The Brussels Business
In Brüssel sind rund 2.500 Lobby-Organisationen angesiedelt und bilden die zweitgrößte Lobby-Industrie der Welt; nur die in Washington DC ist größer. Rund 15.000 Lobbyisten scheuen weder Kosten noch Mühen, um die Kommission und die Parlamentarier intensiv über die Bedürfnisse der Interessenverbände zu informieren. Rund 80 Prozent der gesamten Gesetzgebung, die direkten Einfluss auf den Alltag der Europäischen Bürger hat, wird hier initiiert.
Quelle und weiterführende Info: ARTE
Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?
Stanislaw Jerzy Lec

Weiterführende Links:

§ Stuttgarter Zeitung: Menschenversuche für die Medizin

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